Geburtsberichte 

Hier finden Sie Berichte von Eltern, die ich bei der Geburt ihrer Kinder unterstützt habe.
Wenn Sie Ihre Erlebnisse anderen mitteilen möchten senden Sie mir den Bericht zu.




Ina, im März 2006 : Ida–Neas Geburt

Was ist es, das eine Geburt wirklich Schön macht?

Horche ich als Frau , als Die Gebärende , nicht auf jene, die Erfahrung in der Beurteilung eines Geburtsverlaufes haben?
Sollte ich als Gebärende auf andere Frauen hören?
Ist Geburt eine Frage der Tradition, der Religion oder eine medizinische Angelegenheit?
Welche Rolle und auch Verantwortung trage ich bei der Geburt?

Bin ich Gebärende, so kann ich hilflos daniederliegen, meine Beine von Fremden fest an mich pressend. Zerrt und wütet irgendwer an meinem Unterleib herum und ich lasse mir das Kind aus meinem Leibe nehmen.
 

Ich kann machtvoll sein und mit aller Kraft und Wärme bei der Geburt helfen. Dann darf ich stöhnen und laut sein, darf alles was in mir ist freilassen. Aber kann ich das auch wenn Fremde da sind, unmittelbar in mein Leben verwoben, und in dem Moment der Menschwerdung anwesend. In der des Menschenkindes und in meiner?

Was ist es das unsere Geburt so unwiederstehlich und schön werden läßt.

Was schenkt uns ein „Zauberlächeln voller Glückseeligkeit“ ?

Unser Kind ist da.

Ich gebar im Osan ein Kind. Ich war nicht alleine. Meine Hebamme Nantke war bei mir, mein Mann und mein Sohn, Elke im Hintergrund.
Es war warm und ruhig. Das Licht war gedämpft, das Bett roch frisch bezogen, der Raum wirkte bewohnt. Überall lagen meine Sachen, unordentlich am Ort abgelegt, war ich doch während der Wehen in der Wanne, stand an der Heizung, thronte auf dem Pezziball, drückte und schlug meinen Mann. Hier und da stand ein Fläschchen mit Öl und ein Getränk.

Es duftete nach Tee und frisch aufgebrühtem Kaffee. Und als Elke von Nanny gerufen wurde roch es betörend nach schierem heißen Kaffesatz.

Kein metallenes Scheppern, nur das Rauschen von Gewändern.

Kein läuten einer Rufglocke, kein grelles Licht.
Noch immer klingt mein Klagen in diesem Raum, fühle ich meine nackten Füße, wie sie tapsig den Weg vorwärts suchen. Noch immer wird mein Bauch warm, fühle ich die Leibeskraft die sich in mir auftat als ich da lag, wehend und letztlich gebärend.

Unsere Tochter Ida-Nea ist in den Schoß der Familie gerutscht. Sie flutschte in die Arme einer ganz außergewöhnlichen Tante, ihrer Hebamme.

Welche Freude ich da sah! Mit Behutsamkeit wickelte sie das Kind in warme Tücher schaute nach dem Rechten und ohne zu zögern reichte sie mir das Bündel in den Arm und übergab dem Vater würdigend die Schere, der  zitternd die Abhängigkeit zwischen Mutter und Kind löste.

Wie man meinem Geburtsbericht entnehmen kann empfand ich den Aufenthalt im Osan als gelungen.

Was aber nicht darin steht aber ebenso wichtig ist, ist, dass die Vorsorge und die „Elternabende“ bei Nantke  einen sehr hohen Stellenwert hatten.
Wir konnten
uns allein durch die Abendgruppe gezielt auf ganz feine organisatorische Themen konzentrieren.
Denn wo sollte unser siebenjähriger Sohn für die Dauer der Geburt verweilen? Wer bringt ihn, oder soll er geholt werden. Wer packt das Auto?

Um nicht zu Fragen- Wer fährt ins Osan?- Du oder ich?

 
Minutiös schrieb ich Zettel voll mit Instruktionen, sogar Einkauflisten und Essenspläne erdachte ich.
Nichts wollte ich dem Zufall überlassen, auch nicht die Tageszeit der Geburt.
In unserem Plan war mir besonders wichtig, das ich zum Frühstück wieder zuhause sein kann um meinen Kaffee trinken zu können.

 
Nur unseren Koffer habe ich nicht gepackt. Den nahm ich mir unter den ersten  knackigen Wehen vor, kurz bevor wir uns ins Osan aufmachten.
Wir fuhren zu dritt, Joni saß hinten im Kombi, er starrte mich an, und war dabei so verwirrt und verschlafen.

Meine Wehen ertrug ich kniend auf dem Beifahrersitz, die Rückenlehne des Sitzes im Arm und die Kopfstütze im Mund.

Und Jonathan plapperte von schwarzen  Löchern, Universen, dem Mann im Mond und von vielen schrecklich großen Schmerzen die er auch schon mal erlitten hatte.

Solche wie der Sumsemann sie hatte.

 
Von oben leuchteten die Sterne, in der Frühe um 4 Uhr. Wir, darunter durch geradewegs ins Osan.

Das Kind von dem ich neun Monate träumte kam morgens um 9:45 Uhr auf die Welt, an einem sonnigen Sonntagmorgen. Nach dem ich medizinisch versorgt worden bin, servierte man mir um 11:00 Uhr ein leckeres Frühstück.

Eine warme Suppe, Zwieback, Marmelade, Butter und Brot. Sogar einen Kaffee habe ich getrunken - den leckersten in meinem Leben.


Bis wir vier schließlich zuhause waren, war es Nachmittag.

Noch immer riecht es nach scharf gebrannten Kaffeebohnen und Kaffeesatz, wenn ich Elke sehe.
Wenn Jasmin und ich uns Begegnen merke ich die Piekse der Akkupunkturnadeln und sehe ich Nanny , fühle ich mein frisch Geschlüpftes Kind im Arm.
 
Inzwischen ist Ida-Nea schon vier Monate alt. Noch immer begleitet mich meine Hebamme.
Die Besuche im Geburtshaus Osan sind ein fester Bestandteil in meinem Leben geworden.


Diese Zeit stärkt uns.
Ich danke Elke das es das Osan gibt, ich danke Jasmin das sie Nanny ermutigt hat diesen Schritt zu wagen

und ich danke dir Nanny , für deine Sensitivität in deiner Professionalität.